Kunsthalle Below

Magie des Ortes – Ein Gespräch mit Ruth Adler vom Team kulturgymnastik e.V.

Below, 28.07.2016

Frank Osthoff: Der Arbeitstitel für diese Gesprächsreihe ist zunächst ganz überbordend. „Wie entsteht Kunst?“ Ich führe Gespräche mit Menschen, die ganz allgemein etwas entstehen lassen, und die dabei ihren eigenen Weg gehen. Unabhängig davon, ob sie mit Worten umgehen, oder mit Stoffen oder Materie..

Ruth Adler: Ich weiß gar nicht, mit was ich umgehe. Mein Material sind in der Hauptsache Menschen.

Frank Osthoff: Das weiß ich eben auch nicht. Ich kam nach Hause und sagte: Ruth ist Konzeptkünstlerin! So ganz provokativ. Aber das ist, was Du gesagt hast..

Ruth Adler: Ich weiß nicht mehr, in welchem Kontext ich das gesagt habe. ich sage das sehr selten. Ich sage gerne diffus „ich bin Künstlerin“, um mich rauszureden, damit ich gar nicht mehr angeben muss, was ich den lieben langen Tag treibe. Dann können sich die Leute das denken und die stellen sich dann immer eine Frau an einer Staffelei vor.

Frank Osthoff: Das kann ja auch irgendwie alles heißen.

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Ruth Adler: Ja, ich mache konzeptionell veranlagte Dinge, aber das ist eigentlich…
Ich produziere viele Ideen. Aber ich finde, das hier (die Kunsthalle Below) ist meine wichtigste Arbeit. Und ich finde, das ist durchaus ein Gespräch wert.

Frank Osthoff: Konzeptkunst ist aber schon Dein Ursprung und die KHB ist ja zumindest ein Projekt..

Ruth Adler: Ja, Du sagst ja schon einmal, es ist ein Projekt. Das finde ich gut, es gibt viele, die sagen: es ist ein Haus und ich bin die Vermieterin.
Ich finde aber, dass es ein bisschen mehr ist als Vermietung, Es ist eher eine Skulptur, eine soziale Skulptur, einerseits, und auf der anderen Seite auch gestalteter Raum. Eine architektonische Sache, vielleicht. Aber viel wichtiger finde ich, was hier zwischenmenschlich entsteht und welche Geister man hier einfangen kann. Einfangen, festhalten oder entdecken und nähren kann.

Frank Osthoff: Es steckt also schon ein gewisses Konzept darin, wobei das Konzept offen ist und das Haus Dich dabei beeinflusst. Das Haus war früher ein Melkstall. War die Idee zuerst da?

Ruth Adler: Nein.

Frank Osthoff: Wo ist Dein Weg?

Ruth Adler: Eigentlich mussten wir nur unsere Kinder vor den Gefahren eines zusammenfallenden Hauses beschützen. Da war die Vorstellung, dass das hier ein Laufstall für junge Pferde werden würde. Dass es eine Kunsthalle wird, habe ich erst gemerkt als ich hier stand, wir das Gebäude entkernt hatten und die Baustelle ihren Lauf nahm. Da hatten wir diesen bildhauerischen Akt, eigentlich..

Frank Osthoff: Du meinst, es war alles hier, Du hast es nur befreit.

Ruth Adler: Physikalisch war der Ort ja da, es war nur ziemlich viel drumherum. Es waren einige Wände zu viel und es waren irgendwie auch komische Geister da. Die mussten wir wegscheuchen und das Drumherum mussten wir entfernen. Und in diesem Prozess ist die Idee entstanden für die Kunsthalle.

Frank Osthoff: Ist also die Idee der Kunsthalle erst im Laufe der Umbauarbeiten entstanden oder hattest Du vorher schon diese Idee?

Ruth Adler: Ich glaube es ist bezeichnend für unser Vorgehen hier vor Ort, auch als arbeitende Menschen. Wir fangen einfach an. Wir improvisieren, probieren aus und wir gucken, was entsteht.

Wir haben hier keine Wände gesetzt, wir haben nur rausgerissen und die Kammern waren auch genau so, wir haben nur teilweise Material rausgenommen, damit die Kammern leerer sind. Und dann hatten wir keine Türen, und ich dachte: jetzt bau‘ ich mal Türen. Und dann hab ich geschaut, was wir für Material haben und dann hab ich Türen gefunden, die genau da herein paßten, das waren die alten Türen.

Ich finde es beruhigend, diese Ruhe zu haben, zu warten, bis die richtige Sache kommt, dann geht’s einen Schritt weiter.

Frank Osthoff: Du sagst, dass sich jeder Schritt sozusagen aus dem vorhergehenden Schritt oder den Umständen ergibt, aber konzeptionell ist doch der Gedanke „Kunsthalle“ trotzdem von Dir.

Ruth Adler: Natürlich auch. Der Umstand, dass ich mich auf diese furchtbare Öffentlichkeitsarbeit eingelassen habe, das ist natürlich schon sehr zielstrebiges Vorgehen. Weil ich da eben Menschen reinpflanzen will, die sonst nicht kämen. Das hat natürlich auch viel mit Anerkennung zu tun. Gestern habe ich zu einer Freundin, die im tiefsten Herzen Musikerin ist, gesagt: „Wenn Du hier sitzt und hier gut arbeiten kannst und das als Katalysator wirkt bei Dir, dann ist das, wie wenn jemand bei meiner Musik zuhört und anfängt mitzusingen.“ Als es hier losging habe ich gesagt: ich bin eine Geigenbauerin und ich habe dieses Instrument da hingesetzt und jetzt fangen die Leute an, es zu benutzen und Musik darauf zu machen.

Frank Osthoff: Die Wertschätzung, die für Dich zurückkommt, ist für die Nutzung der Halle selbst. Das ist, was Du für Dich mitnimmst?

Ruth Adler: Ich versuche eigentlich, oder besser ich habe das Gefühl, ich kann künstlerische oder kreative Kräfte unterstützen.

Frank Osthoff: Hat das Musencharakter, auch wenn das Wort den Kern nicht ganz trifft und immer so mit schwülstigen Ideen überfrachtet ist?

Ruth Adler: Ja, vielleicht.

Frank Osthoff: Es passieren hier Dinge auf künstlerischer Ebene, die sonst nicht passiert wären. Das ist unbestritten.

Ruth Adler: Einerseits ist das so, und andererseits, die vielleicht auch befruchtet werden durch das Ländliche, was ich eben das Institut für Ländliche Schönheit nenne. Das Ländliche gibt es ja auch in der Stadt: so rustikale Geschichten und Shabby Chic und so etwas. Das ist für mich das Ländliche, im Gegensatz zum Land. Und das ist für mich der Punkt: hier kommen Leute hin und ich glaube, dass kreatives Schaffen hier verstärkt werden kann. Das nenne ich „Magie des Ortes“. Und das hat etwas mit dem Ländlichen zu tun. Das Ländliche ist das, was einen die Natur hier spüren lässt.

Frank Osthoff: Es ist auf jeden Fall ein Wechsel, damit kommt man auch auf andere Ideen. Meine Erfahrung hier war: dadurch, dass die Umstände anders sind unter denen man arbeitet, ob es jetzt die Umgebung oder in dem Moment auch das Werkzeug ist, wird der Arbeitsprozess ganz eindeutig beeinflusst. Und das funktioniert mit anderen Menschen, die hier residieren sicher auch…

Ruth Adler: Ja, das tut es.

Frank Osthoff: Dass sie auf andere Ideen kommen oder sich aus anderen Richtungen demselben Punkt nähern.

Ruth Adler: Genau. So ein bißchen will ich auch an den Strippen ziehen. Aber ganz verhalten. Das ist so eine Art, hm, vielleicht bin ich so eine heimliche Dozentin. Die so ganz heimlich unterstützt.

Frank Osthoff: Du meinst Hilfestellung, aber möglichst subkutan und irgendwie..

Ruth Adler: ..unauffällig, ja. (Lacht)

Frank Osthoff: Dann ist es schon so: es gibt das Bauliche, und es gibt die Magie des Ortes und es gibt auch die Sachen, die Du sozusagen kanalisierst. Also Dinge, die Du hier wichtig findest. Weil Du merkst, sie haben einen Einfluss darauf, wie man arbeitet, sich verhält. Dass Du Leuten ermöglichst, diese Dinge auch zu erfahren. Würdest Du das so ausdrücken?

Ruth Adler: Ja.

Frank Osthoff: Nicht mit dem unbedingten Willen: damit erzieh ich die Menschheit, sondern……

Ruth Adler: ..einfach Vorschläge zu machen.

Frank Osthoff: Es gibt manchmal den Punkt, dass man Ideen für sich selber hat, die toll sind, aber die dann erst noch gesteigert werden, wenn man sie mit Anderen teilt.

Ruth Adler: Genau

Frank Osthoff: Das kann man aber nicht immer auf dem Dozentenwege machen, weil das dann so etwas hat von ..

Ruth Adler: Oberlehrer.

Frank Osthoff: Das möchte man nicht. Und das ist jetzt die Frage: wenn hier etwas entsteht, dann ist das auch Deine Freude, das ist die Freude, die Du dann hier aus dem Projekt mitnimmst?

Ruth Adler: Auf jeden Fall. Ja!

Frank Osthoff: Wenn andererseits hier kaum einer hinkäme, dann wär das Projekt für Dich irgendwann durch?

Ruth Adler: Dann würde es sich totlaufen, dann würde ich hier irgendwann doch Pferde reinstellen, wahrscheinlich. Notfalls eigene.. (lacht). Nein, ich mache ich ja auch so Sachen wie den Maschinenpark. Das ist ganz klar ein Statement, ein Vorschlag wider das Digitale.
Ich bin der Ansicht, dass die Bereitstellung analoger Maschinen den Menschen etwas bringen kann. Ich will sie aber nicht verpflichten, mit mir ein ganzes Wochenende einen Schreibmaschinenkurs zu machen, sondern ich stelle denen einfach mal eine Schreibmaschine hin.

Frank Osthoff: Ich habe die Bilder im Internet gesehen Was war denn das für ein Projekt? Du hast jede Menge Schreibmaschinen und…

Ruth Adler: Ja, die stehen ja da noch…

Frank Osthoff: Was hast Du gemacht, hast Du Leute eingeladen?

Ruth Adler: Ich habe einfach das Großraumbüro: das funktioniert super und viel besser, als ich gedacht hätte. (Steht auf und zeigt den hinteren Teil der Halle). Ich habe da in Zweierreihen diese Schreibtische hingestellt. Jeder hatte eine Schreibmaschine und ich habe weiße Blätter eingespannt und bin weggegangen. Und was passiert? Die Leute setzen sich hin und schreiben mir Ihre Gedanken auf. Also, das ist zum Einen gut, weil die Menschen die Erfahrung machen, wie das mechanisch mit so einer Maschine ist und weil sie das hören und weil sie natürlich auch ihre Gedanken auf einmal sortieren und sich trauen, mehr als ihren Namen und „Hallo“ dahin zu schreiben, eben auch einen Gedanken. Und für mich ist das super, erfahren zu können, was die Leute denken, das will ich ja immer, ich bin ja so eine Hobby-StaSi, ich will ja eigentlich immer alles wissen. Und wenn man das dann noch schwarz auf weiß kriegt, das sieht auch super aus..

Frank Osthoff: Ich hab eine Sache gelesen, da hatte jemand eine kleine Geschichte aufgeschrieben, die sich auf die Halle bezog..

Ruth Adler: Auf die Kammer 2, ja. Das hatte auch mit den Schreibmaschinen zu tun, und zwar hatte ich am Anfang in jeder Kammer eine Schreibmaschine stehen und ich saß da an der Schreibmaschine und einer, der hier damals in der LPG gearbeitet hat, als hier noch ein Melkstall war, hat angefangen zu erzählen und ich so: „Stop mal eben, ich schreib mal eben mit“. Und dann habe ich im Wortlaut mitgeschrieben. Er hat über den Raum gesprochen, in dem wir gerade waren. Was für eine Freude, die Gedanken, die in diesem Raum waren, sichtbar machen und festhalten zu können! Vor 25 Jahren oder noch länger war an diesem Ort etwas ganz Anderes. Und wir fassen das jetzt noch mal. Und der Mann fühlte sich absolut gebauchpinselt, dass jemand ihm zuhört und dass dieser Ort auf einmal so eine Rolle spielt. Und dass das alles wieder lebendig geworden ist. Und das war die Schreibmaschine. Durch diesen bürokratischen Akt wurde so ein Wert geschöpft.

Frank Osthoff: Beziehungsweise, der Raum war ja vorher nicht wertlos, weil hier gearbeitet wurde und weil Geschichten gelebt wurden, die jetzt noch einmal wieder aufgenommen werden. Du hast mir gesagt: wenn jetzt hier etwas passiert oder wenn Leute hierhin kommen und arbeiten, dann fügt das der Halle wieder etwas hinzu, etwas Neues. Aber das Alte soll auch noch hier sein, verstehe ich das richtig? Das ist auch wichtig?

Ruth Adler: Ja. Das Alte ist da und das ist auch wichtig, genau.

Frank Osthoff: Es soll auch wieder aufgegriffen werden, und es darf bestehen?

Ruth Adler: Absolut.

Frank Osthoff: Es ist also eigentlich eine Fortsetzung. Kein Cut.

Ruth Adler: Ich finde diese Bezeichnung mit dem Kind gut. Also, das ist auch ein Kind der Liebe. Das ist einfach so vom Himmel gefallen als der richtige Moment da war. Es ist nicht auf dem Reißbrett entstanden. Es hat dann auf einmal angefangen zu wachsen. Und jetzt entwickelt es sich.

Frank Osthoff: Gibt es auch Widerworte?

Ruth Adler: (lacht) Oh, ja! Es hatte schon schlimme Trotzphasen! Jeden Winter gibt es auch mehr Widerworte als mir lieb sind.

Nein, aber, dass die Geschichte hier ein so große Rolle spielen soll, das ist ja wie bei einem Menschen. Ich meine, ich find es ja auch enorm wichtig an mir, dass ich auch eine ehemalige Jugendliche bin und das macht mich heute aus. Dass ich so Jugendliche war, wie ich es war und dass ich meine Geschichte habe und die Spuren meiner Geschichte jetzt noch an mir zu sehen sind.

Und das ist halt hier genauso. Das ist ein Wesen, insofern.

Frank Osthoff: Schlimmstenfalls wäre das hier verfallen. Das ist eigentlich schön, es ist konserviert, aber wo es möglich ist und wo noch Fragmente aus der Vergangenheit da sind, da werden sie wieder aufgenommen und erhalten. Und es werden neue Sachen hinzugefügt.

Ruth Adler: Genau. (Schweigt) Es ist auch immer witzig, wenn Leute herkommen, die es von früher kennen. Die sich dann wundern, was die „Freaks“ da so machen… (Lacht)

Frank Osthoff: Wie sehen die das, finden die das irgendwie absurd oder finden die das gut, dass hier etwas passiert?

Ruth Adler: Die finden das natürlich absonderlich, weil die ja eine ganz andere Ästhetik haben, die meisten. Also, die finden halt so’n Schruddelzeugs und diesen Dreck wahrscheinlich „na ja, geht so“, aber auf der anderen Seite sehen sie fröhliche Menschen und das nehmen sie schon an.

Frank Osthoff: Die Halle ist ein Teil von Below und ist aber jetzt so ein bisschen aus Below herausgerissen, weil da Sachen passieren, die hier vorher nicht passiert sind. Kommt sie denn trotzdem an? Es ist sicherlich ein Wunsch, dass sie trotzdem Teil des Ortes ist oder…?

Ruth Adler: Ich glaube, sie hat im Bewusstsein lange Zeit gar nicht mehr existiert. 20 Jahre, oder seitdem die LPG zugemacht hat, ich weiß überhaupt nicht, in welchem Jahr das war. Es ist ganz in Vergessenheit geraten, dass hier noch so ein Stall ist..

Frank Osthoff: Klar, aber ist denn das, was jetzt da ist, für die Bewohner hier in Below ein Fremdkörper oder wird das doch verstanden, angenommen? Oder ist denen das egal?

Ruth Adler: Ich kann mir vorstellen, dass das ganz ähnlich ist wie mit den Städtern, die hier landen, weißt Du? Die Leute denken : „Hmm, interessant! Die machen komische Sachen und kommen immer hierher und verwandeln alte Ställe in leere Hallen, wo dann Kaffee getrunken wird…“ Ich kann mir vorstellen, das die Wahrnehmung so ist.

Frank Osthoff: Eine gewisse Distanz ist da, erst einmal..?

Ruth Adler: Ja natürlich, klar.

Frank Osthoff: Ja, aber Ihr macht ja hier Veranstaltungen. Wer kommt denn, wenn Ihr hier Veranstaltungen machst? Kommen auch Leute aus Below?

Ruth Adler: Die Leute kommen auch. Wenn es in der Zeitung steht, und das tut es ja, regelmäßig.. Wenn was in der Zeitung steht, hat das Wert.. (lacht) Und dann kommen sie. Und dann sind sie auch neugierig, was denn da eigentlich ist. Letztes Jahr bei dem Jugendtheater waren dreißig Leute hier. Aber ich stecke denen dann ja auch Flyer in den Briefkasten. Und das sind natürlich immer die üblichen Verdächtigen, die wieder kommen. Und andere machen immer noch einen Bogen drum.

Frank Osthoff: Gut, aber das hast Du ja grundsätzlich. Dass es nicht jedermanns Sache ist. Das ist ja nicht etwas, was zwangsweise allen gefallen soll, sondern…

Ruth Adler: Also ich finde es ganz wichtig, dass es soviel Anerkennung im Dorf hat, dass sich niemand davon bedroht fühlt. Weißt Du?..
Dass es nicht so ist, dass die Städter jetzt kommen und absurde Sachen machen, unter sich, und quasi das Dorf ausbooten. Das will ich nicht.

Frank Osthoff: Oder hier nichts hinzufügen. Es wäre schön, wenn es grundsätzlich etwas hinzufügt.

Ruth Adler: Ja… Dass es Lebendigkeit bringt. Genau. Lebendigkeit und Anerkennung für den Ort. Dieses Konzert in der Kirche, das war so toll. Da ging dann plötzlich unerwartet Leuten das Herz auf. Die Journalistin hat bezeichnenderweise völlig vergessen zu erwähnen, dass wir die Veranstalter sind. Was natürlich ein bißchen unpraktisch ist, weil sich die Leute sonst zukünftig auch hätten informieren können, was in der Kunsthalle Below so los ist. Denn wenn es in der Zeitung steht, kommen die Leute, hab ich schon gesagt. Und sie kommen sie auch eher, wenn man ihnen einen persönlichen Flyer in den Briefkasten steckt, was aber echt immer aufwändig ist… Ich glaube, es braucht zwei Stunden oder so, jedem Briefkasten einen Flyer zu verabreichen.

Frank Osthoff: Von nichts kommt nichts, das ist leider so.

Ruth Adler: So ist es. Ich habe übrigens dieses Jahr tatsächlich eine Finanzierung, aber nur die Hälfte, für dieses „Fahren-Projekt“.

Frank Osthoff: Das ist aber doch schon ein älteres Projekt, oder?..

Ruth Adler: Die Idee ist letztes Jahr entstanden und dann hab ich das angepackt und im November einen Antrag gestellt und tatsächlich die Förderung gekriegt. Aber eben nur die Hälfte und die andere Hälfte nicht und dann hätt‘ ich mir jetzt noch was aufreißen müssen, um die andere Hälfte zu bekommen.

Frank Osthoff: Was ist das für ein Projekt?

Ruth Adler: Eigentlich, ist es der Vorschlag, Fahrgemeinschaften zu gründen. Und auf der anderen Seite ist es die Behauptung, dass der Auto-Innenraum ein Kulturraum ist. Und dass das einen Film wert ist. Ich wollte 50 Fahrstunden kostenlos dafür verschenken, dass die Leute sich während der Fahrt interviewen lassen und filmen lassen. Aus diesem Filmmaterial hätte ich dann etwas geschnitten. Ziemlich aufwändig, absolut unterfinanziert. Ich bin im Moment saufroh, dass ich es doch nicht gemacht hab. Mal gucken, es wäre ein Leichtes, diese eine Hälfte nochmal zu kriegen, für nächstes Jahr, wenn ich es denn will. Aber da muss ich dann auch geeignete Partner für haben und die sehe ich im Moment nicht…

Frank Osthoff: Ich wollte gerade sagen, das muss man mit einem größeren Team anfassen.
Aber das Grundsätzliche ist ja schon begonnen worden… Fahrgemeinschaften zwischen Berlin und hier einzurichten.

Ruth Adler: Ja, zwischen Berlin und hier und auf der anderen Seite auch für Leute, die jeden Tag nach Lübz zur Arbeit fahren oder nach Güstrow. Dass die dann vielleicht auch mal das Enkelchen von den Nachbarn mitbringen können, wenn sie sowieso fahren. Alle Fahrten, die von hier aus stattfinden und wenn’s nur nach Goldberg zum Einkaufen ist. Das ist auch so: da fahren fünf Autos nach Goldberg zum Einkaufen und wieder zurück! Das ist ja auch irgendwie.. Das muss ja nicht sein!

Frank Osthoff: Das ist erst einmal sozusagen der Grundnutzen. Und dann war Deine Idee dann, es noch irgendwie..

Ruth Adler: …in Kultur zu verwandeln.

(Unterbrechung von außen).

Ruth Adler: Ja, ich scheine eine Künstlerin zu sein..

Frank Osthoff: Total.

(Ruth lacht)

ENDE DES GESPRÄCHS

Text und Foto Copyright Frank Osthoff 2016 & 2018